von Helmut W. Pesch
Der weise Elbenfürst Elrond ist eine der markantesten Gestalten der Welt des »Herr der Ringe«. Geboren wurde er fast sechseinhalbtausend Jahre zuvor gegen Ende des Ersten Zeitalters als Sohn von Earendil, der als Bote der Völker Mittelerdes in das Land der Unsterblichen segelte, um die Hilfe der göttergleichen Valar gegen den dunklen Herrscher Morgoth zu erflehen. Elrond und sein Zwillingsbruder Elros galten als Halbelben, da sie sowohl elbische als auch menschliche Vorfahren hatten. Als Kinder wurden sie gefangen genommen, doch ihr Entführer gewann sie lieb und tötete sie nicht, sondern ließ sie in einem Höhlenversteck hinter einem Wasserfall aufwachsen. Daher kommen auch ihre Namen, die »Sterngewölbe« und »Sterngischt« bedeuten.
Vor die Entscheidung gestellt, den Elben oder den Menschen anzugehören, entschied Elrond sich am Ende des Ersten Zeitalters für die Elben. Er diente Gil-galad, dem letzten Hochkönig der Noldor, als Heerführer im Kampf gegen Sauron und erhielt von ihm einen der Drei Ringe der Macht. Nachdem Sauron zwar besiegt, aber nicht vernichtet worden war, gründete er als Zuflucht die Feste Bruchtal, von der aus er den Kampf im Geheimen fortführte. Am Ende hatte er zwar nicht die Hoffnung aufgegeben, aber das lange Warten hatte ihn zermürbt, und er traute den Menschen, denen jetzt die Welt gehörte, nicht zu, die Dinge noch zum Guten zu wenden.
Sein Bruder Elros dagegen entschied sich für die Menschen. Dafür wurde ihm eine Lebensspanne von fünfhundert Jahren gewährt, und auch seine Nachkommen waren alle langlebig. Unter dem Königsnamen Tar-Minyatur, »Hoher Erstherrscher«, wurde er der erste König von Númenor, der Insel der Menschen im Westlichen Meer. Doch unter den Königen aus seinem Geschlecht wuchs der Neid über die Unsterblichkeit der Elben, was schließlich zum Krieg gegen die Valar und Untergang Númenors führte. Aus der Linie seines ältesten Kindes, der Tochter Silmarien, gingen hingegen die Getreuen, Elendil und dessen Söhne Isildur und Anárion, und letztlich Aragorn hervor, unter dem Sauron endgültig vernichtet wurde. Hätte es anfangs eine weibliche Erbfolge in Númenor gegeben, hätte somit die Geschichte insgesamt vielleicht einen ganz anderen Verlauf genommen.
Nachzulesen in
- Das Silmarillion, »Quenta Silmarillion«, Kap. 24, und »Akallabêth«
- Der Herr der Ringe, Buch II, Kap. 1-2
- Nachrichten aus Mittelerde, Teil 2, Kap. I-III
- Briefe, Nr. 211.