Interview mit Jenn Lyons zu »Der Untergang der Könige«

 

Unser Hobbit Presse-Programmleiter Stephan Askani hat mit Bestsellerautorin Jenn Lyons ein Interview zu »Der Untergang der Könige« geführt. Welche Inspirationen die Autorin hatte und welche Rolle Musik in ihrem High-Fantasy Werk spielt, könnt ihr hier lesen:

 

1. Was hat Sie dazu inspiriert, den Untergang der Könige zu schreiben?

Der Untergang der Könige bietet Platz für eine Vielzahl von Inspirationsquellen, doch etwas, das mich an Rollenspielen immer fasziniert hat, ist die Tatsache, wie trivial der Tod dort wird. Stirbt ein Charakter, kann er in den meisten Spielen zurück ins Leben geholt werden. Ganz einfach. Aber … was passiert mit einer Gesellschaft, in der der Tod nicht mehr endgültig ist? In der das Nachleben und Wiedergeburt keine Spekulation, sondern Tatsache sind? Welche Veränderungen würde dies in einer Gesellschaft nach sich ziehen? Würde Unsterblichkeit zu einer Art Ressource für die Reichen, die die richtigen Verbindungen haben?
Und Drachen. Ich liebe Drachen.

2. Können Sie uns etwas darüber sagen, welches Ihre Lieblings-Fantasy-Bücher sind?

Oh, ich bin ein großer Fan von Ursula K. LeGuin, und meine Liebe zu J. R. R. Tolkien, Glen Cook und N. K. Jemisin ist allgemein bekannt. Noch hinzufügen möchte ich, dass wir das Glück haben, in einem zweiten goldenen Zeitalter der Fantasy zu leben, in dem ständig wirklich tolle Geschichten erscheinen.

3. Basiert die von Ihnen erschaffene Welt auf irgendwelchen geografischen Vorbildern, einer bestimmten Epoche oder Ära?

Wie die meisten Welten ist auch Quur stark von unserer Geschichte, ihren Kulturen und Völkern inspiriert – dass etwas ausschließlich der eigenen Fantasie entsprungen ist, kommt in der Tat nur sehr selten vor. Ich für meinen Teil wurde stark vom antiken Rom beeinflusst, außerdem von den Geschichten, die mir mein syrischer Stiefvater über das alte Mesopotamien erzählte, als ich auf seinem Schoß saß. Außerdem kann ich nicht verleugnen, dass einiges an keltischer Mythologie sich in die Erzählung geschmuggelt hat, wenn ich gerade mal nicht aufpasste.

4. Was hat Sie dazu inspiriert, den Geschehnissen die Kommentare eines Zauberers als weitere Erzählperspektive hinzuzufügen?

Im ersten Entwurf gab es diese Perspektive nicht – zu diesem Zeitpunkt war die Chronologie der Erzählung noch vollkommen geradlinig, doch ich wusste, dass etwas Wichtiges fehlte. Interessanterweise war es das Ende der Geschichte, das mich auf die Idee brachte. Obwohl ich jemand bin, der alles im Vorhinein sehr genau entwirft, kommt es vor, dass ein Handlungsstrang sich in eine unvorhergesehene Richtung entwickelt. Bei Der Untergang der Könige war es eine überraschende und reizvolle Wendung, die mit dem Kaiser zu tun hatte. Sie brachte mich darauf, dass die Ereignisse selbstverständlich in einem Bericht zusammengefasst würden und dieser Bericht dem nächsten Kaiser ausgehändigt werden müsste. Und selbstverständlich wäre Thurvishar Verfasser des Berichts. Mittlerweile könnte ich mir das Buch gar nicht mehr anders vorstellen.

5. Wie in Der Name des Windes spielt Musik auch in Der Untergang der Könige eine zentrale Rolle. Ist Musik so etwas wie ein Schlüssel zu Kihrins Welt?

Aber ja! Harmonie und Missklang spielen eine große Rolle in Kihrins Welt, sie wirken sich auf alles aus, auf die verschiedenen Völker genauso wie auf Drachen. Als ich die Magie der Bücher entwickelte, war ich genauso überrascht wie erfreut über die wichtige Rolle, die Musik dabei von Grund auf spielte.

6. Behandelt Der Untergang der Könige auch soziale Aspekte?

Im Verlauf der Geschichte wurde die Frage nach Freiwilligkeit und Zustimmung immer wichtiger. Viele Fantasy-Erzählungen thematisieren Dinge wie Handlungsfähigkeit und freien Willen, doch wird diese Frage nicht immer befriedigend beantwortet. Wir fragen uns nicht, was es für eine Figur bedeutet, wenn ihr ein unentrinnbares Schicksal bestimmt ist. Sehr viele Fantasy-Welten basieren darauf, dass es dort keinen freien Willen gibt, dass Tugendhaftigkeit und Würde allein durch die Abstammung bestimmt werden. Ich glaube, dass die Fantasy genauso wie die Science-Fiction eine hervorragende Möglichkeit bietet, unsere Auffassung von Macht und deren Strukturen zu hinterfragen – uns sogar dazu verpflichtet.

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