Unsterbliche Liebe – An Tolkiens Grab in Oxford

Carsten Schmitt lebte von 2007 bis 2010 in der Nähe von Oxford, England, und hat es sich als eingefleischter Tolkien-Fan nicht nehmen lassen, den berührenden Grabstein des Autors und seiner Frau zu besuchen.

Wer in und um Oxford auf den Spuren von Professor Tolkien wandeln will, der hat dazu ausreichend Gelegenheit: Nicht nur die Häuser, in denen Tolkien während seiner Zeit in Oxford wohnte, sind alle noch vorhanden und zumindest von Außen zu besichtigen – was zugegebenermaßen nicht sonderlich spannend ist. Sehenswerter sind da schon die beiden Colleges, Exeter College, wo Tolkien studierte, und Merton College, wo er lehrte. Beide gehören zu den ältesten universitären Einrichtungen Europas und stehen Besuchern teilweise offen, während der Vorlesungszeiten allerdings nur eingeschränkt.

Wer sich fühlen will wie Sam Gamdschie im Wirtshaus »Zum Grünen Drachen«, der kann dies in Tolkiens Stammkneipe tun: »The Eagle and Child«, oder wie die Einheimischen scherzhaft sagen, »The Bird and Baby«. Hier trafen sich Tolkien, C.S. Lewis und die anderen Inklings auf ein Pint (oder mehr), und im authentisch erhaltenen Vorraum des Pubs weist eine Plakette auf ihren Stammplatz hin. Wer hungrig ist, kann im hinteren Teil des Pubs Platz nehmen und sich dort davon überzeugen, warum Tolkien Zeit seines Lebens ein patriotischer Anhänger der englischen Küche war: Der »Shepherd’s Pie« ist nur ein Beispiel dafür, dass sie ihren schlechten Ruf zu Unrecht hat!

Tolkiens Grab1
Am berührendsten und einer echten Begegnung mit Tolkien am nächsten kommt aber ein Besuch auf dem Friedhof von Wolvercote. Hier, etwas außerhalb der Innenstadt, befindet sich das Grab von Edith und J.R.R. Tolkien. Der Ort ist leicht zu finden und die Grabstätte selbst ist zwar schlicht, aber unverkennbar mit vielen kleinen Devotionalien geschmückt, die die vielen Fans hier zurückgelassen haben.

Am interessantesten ist jedoch der literarische Bezug: Wer sich näher mit dem Werk des Oxforder Professors beschäftigt, stößt irgendwann auf Hinweise, dass seine schönste Liebesgeschichte, nämlich die um den menschlichen Helden Beren und die Elbenprinzessin Lúthien, Bezüge zum Leben des Ehepaares Tolkien hat.

Wie Beren und Lúthien mussten auch John und Edith Tolkien einige Wiederstände überwinden, bevor sie zusammenkommen konnten. Ihre unterschiedlichen Konfessionen, katholisch und anglikanisch, stellten zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein Hindernis dar, das von unserem heutigen Standpunkt kaum mehr nachvollziehbar scheint. Nicht nur diese Schwierigkeiten schlugen sich in der Geschichte wider: Die Inspiration gab Tolkiens Frau, als sie bei einem gemeinsamen Spaziergang im Wald auf einer Lichtung tanzte. Auch Beren sah Lúthien auf einer Lichtung tanzen und verliebte sich daraufhin unsterblich in sie.

An diese unsterbliche Liebe muss man unwillkürlich denken, wenn man den Grabstein der Tolkiens betrachtet. Dort steht, auf Tolkiens Wunsch, folgende Inschrift: Edith Mary Tolkien,  LUTHIEN,  1889 – 1971 und John Ronald Reuel Tolkien, BEREN, 1892 – 1973.

Vielen Dank, Carsten Schmitt, für den Beitrag und die Bilder!

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