»Mach Mit«-Aktion: Leserbeitrag von Tobias

Hier kommt der nächste Beitrag aus unserer »Mach mit-Aktion«. Tobias Zeising von »Lesestunden« hat uns auf seinen Bericht zu seiner Unikat-Ausgabe von »Der Herr der Ringe« aufmerksam gemacht. Eine tolle Idee!

In meiner letzten Rezension habe ich ja bereits darüber geschrieben, wie ich mich nun nach langer Zeit wieder Tolkiens Bücher widme. Den Anfang hat »Der Hobbit« gemacht und klar, dass darauf »Der Herr der Ringe« folgen muss. Nachdem ich in letzter Zeit sehr verwöhnt bin, was die schönen Aufmachung meiner Bücher angeht, stellte sich die Frage, welche Ausgabe ich mir dazu holen sollte. Die schnöde, grüne, broschierte Ausgabe, die in unserem Regal steht, hat auf jeden Fall gar nicht gelockt. Und nachdem »Der Herr der Ringe« nicht gerade eine kurzweilige Lektüre ist und einige Wochen in Anspruch nimmt, sollte da auch das Drumherum stimmen und auch die Haptik und Optik begeistern. So leicht ist es allerdings nicht, eine Prunkausgabe zu finden. Da habe ich mich für ein Unikat entschieden. Wo ich die her habe? Das ist ein richtiger Geheimtipp.

Nachdem die Nachfrage nach Tolkiens Bücher ungebrochen ist und von den berühmten Verfilmungen frisch befeuert wurde, kann man hier keine Schnäppchen machen. Eine alte, schön gebundene Ausgabe gibt es nicht, wie so oft bei anderen Büchern, für wenige Euros, sondern werden noch immer zu hohen Preisen gehandelt. Der Klett-Cotta Verlag hat einige Prunkausgaben im Angebot. Eine aktuelle kommt in mehreren Einzelbüchern daher, was mich schonmal sehr stört, denn immerhin gibt es ja auch Ausgaben, die alle drei Bände in ein einzelnes Buch verpacken. Eine andere, in Leder gebundene Ausgabe gibt es in einer Sonderauflage von nur 1111 Stück, wirklich sehr prunkvoll und schön. Aber hier muss man mal 900 Euro locker machen, was mir dann doch ein bisschen zuviel war. Ein weiterer Nachteil dieser Prunkausgaben, neben dem exorbitanten Preis, ist der Übersetzer Wolfgang Krege. Der wird doch von vielen für die »Modernisierung« der Sprache stark kritisiert und bei einem solchen Machwerk wollte ich kein Risiko eingehen und mir die viel gelobte Übersetzung von Margaret Carroux holen (auch wenn ich Kreges Übersetzung von »Der Hobbit« nicht schlecht fand).

Ich hab also im Netz gestöbert und gesucht und bin dabei auf Anna gestoßen. Anna beherrscht die Kunst der Handbuchbinderei und hat sich auf Unikate spezialisiert. Auf ihrer Webseite und auch auf Ebay bietet sie wunderbar gebundene Prunkausgaben an. Manche reich verziert, in schönes Leder gebunden, mit goldenen Titelprägungen, mit farblich passenden Lesebändchen und oft auch mit wunderschönen Schuber versehen. Darunter auch »Der Herr der Ringe«, oft in alten Auflagen, neu gebunden und kreativ gestaltet. Die Galerie und das Archiv Ihrer Webseite zu durchstöbern ist eine echte Freude. Da sind sehr schöne Luxusausgaben zu finden, die mein Herz sofort höher schlagen lassen. Nachdem ich die Webseite einige Male umkreist hatte, war klar, dass ich an der richtigen Adresse bin.

Das ist sie, meine Prunkausgabe von Herr der Ringe mit dunkelrotem Schuber und allem, was ich mir so wünsche.
Das ist sie, meine Prunkausgabe von Herr der Ringe mit dunkelrotem Schuber und allem, was ich mir so wünsche.

Ausgehend von der Klett-Cotta Prachtausgabe, die mir ganz gut gefällt, hatte ich schon eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Buch aussehen sollte. Weiß als Umschlagsfarbe, nicht so stark ausgeprägte Bündchen und ein glattes Leder waren schon mal gesetzt. Die Ausrichtung der geprägten Schrift auf dem Buchrücken fand ich bei der Prachtausgabe schon ziemlich perfekt. Das Buch selbst sollte sonst schön schlicht sein, so dass Form, Farbe und das schöne Leder ungestört wirken können. Für den Schuber hätte ich mir ein Relief gewünscht, allerdings ist das nur für schlichtere Motive mit vertretbarem Zeitaufwand sinnvoll und ein passendes, aussagekräftiges Symbol, das sich auch sauber umsetzen lässt, habe ich nicht gefunden und so habe ich mich entschieden, auch den Schuber unverziert zu lassen. Kurz habe ich überlegt, dort eine Illustration einarbeiten zu lassen. Die kreisrunden Erhebungen, mit einem Bild in der Mitte finde ich recht schön. Anna hat dafür einige Beispiele auf Ihrer Seite. Aber ich hatte die Befürchtung, dass man sich daran doch schnell absieht und habe mich doch dagegen entschieden.

Die Bündchen sind zwar deutlich sichtbar, aber nicht übermäßig ausgeprägt. Der rote Schnitt macht die rote Akzentfarbe, die auch bei dem Lesebändchen aufgegriffen wird.
Die Bündchen sind zwar deutlich sichtbar, aber nicht übermäßig ausgeprägt. Der rote Schnitt macht die rote Akzentfarbe, die auch bei dem Lesebändchen aufgegriffen wird.

Auf dem Bild oben seht ihr das Buch ohne Schuber. Bei genauer Betrachtung sieht man, dass das Buch nicht völlig ebenmäßig ist und wenn man es in Händen hält, merkt man durchaus, dass es mit Hand gemacht wurde. Ich mag diesen ganz individuellen Charme, denn obwohl man sofort sieht, dass es neu und völlig makellos ist, strahlt es doch etwas ganz Eigenes aus.

Als Vorsatzpapier brilliert ein wunderschönes, rotes Drachenmuster.
Als Vorsatzpapier brilliert ein wunderschönes, rotes Drachenmuster.

Als Akzentfarbe habe ich Rot gewählt. In Annes Galerie habe ich eine schöne polnische Ausgabe entdeckt, die ein wunderbares, rotes Vorsatzpapier mit Drachenmuster hat. Das sieht sehr schön, wertig und sehr stimmig aus. Mit dem roten Buchschnitt und einem roten Lesebändchen ergibt sich also eine stimmige Farbwahl.

Eigentlich hätte ich ursprünglich auch blau als Akzentfarbe bevorzugt, aber nachdem ich unbedingt die Carroux-Übersetzung wollte, war klar, dass ich die gebundene Ausgabe vom Klett-Cotta Verlag haben wollte. Die kommt mit einem roten Buchschnitt und so wurde rot und weiß die zwei Farben der Wahl. Darüber bin ich allerdings nicht unglücklich, denn die beiden Farben passen gut zueinander und das Weiß zusammen mit dem Rot wirkt edel und zeitlos.

Bei dem neu gebundenen Buch handelt es sich um die Ausgabe übersetzt von Margaret Carroux aus dem Klett Cotta Verlag
Bei dem neu gebundenen Buch handelt es sich um die Ausgabe übersetzt von Margaret Carroux aus dem Klett Cotta Verlag

Inhaltlich handelt es sich also um die Gesamt-Ausgabe vom Klett-Cotta Verlag, die von Margaret Carroux übersetzt wurde. Und nachdem Klett-Cotta sich nie lumpen lässt, gibt es hier hinsichtlich Qualität, den Dünndruckseiten und der Schrift nichts auszusetzen. Mir war auch wichtig, alle drei Bücher in einer Ausgabe zu haben, denn ich gebe Gesamtausgaben eigentlich immer den Vorzug. Ich finde es praktisch alles in einem Buch zu haben. Bei der schönen Krieg und Frieden Ausgabe vom Hanser Verlag stört mich das ein wenig, dass hier das Buch in zwei Bände aufgeteilt wurde. Allerdings ist schon nachvollziehbar, dass ab einer gewissen Seitenzahl es schwierig wird, das in ein Buch zu verpacken.

Die zwei Karten sind sorgsam in einem kleinen Fach am Ende des Buches verstaut.
Die zwei Karten sind sorgsam in einem kleinen Fach am Ende des Buches verstaut.

Die Ausgabe von Carroux enthält zwei Karten. Eine vom Westen von Mittelerde und eine von Süd Rohan, Ost Gondor und den Westen von Mordor. Die sind sauber in einem Fach am Ende des Buches verstaut. Deren eher einfach anmutende Umsetzung unterstreicht noch einmal den etwas älteren Ursprung. Die skizzenhaften Karten sind aber in ihrer Schlichtheit dennoch stimmungsvoll und wecken bei mir irgendwie Erinnerungen an meine Jugend, wo solches Beiwerk noch etwas eher Besonderes war.

Eigentlich war schon bei Der Hobbit das zweite Lesebändchen überflüssig. Bei den Hanser Bücher schätze ich das immer sehr, weil dort ein ausführliches Nachwort und zahlreiche Anmerkungen dazu einladen, auch während der Lektüre immer mal wieder nach hinten zu blättern und nachzulesen. Der Herr der Ringe kommt auch mit einem ausführlichen Anhang. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich dort während der Lektüre oft nachschlagen werde. Trotzdem mussten es zwei Lesebändchen sein. Einfach schon wegen der optischen Wirkung und weil es eben vielleicht doch praktisch ist.

Die zwei Lesebändchen in den Akzentfarben des Buches
Die zwei Lesebändchen in den Akzentfarben des Buches

Ihr bemerkt schon, dieser Beitrag ist sehr fotolastig und ich will natürlich nicht versäumen euch einige Eindrücke von diesem Schmuckstück zu geben und meine Begeisterung zu teilen. Zu schön ist die gesamte Ausgabe geworden. Annas schöne Buchgestaltung ist absolut gelungen, aber auch die Aufmachung im Inneren, die Schriftart, oder die Runen ganz am Anfang stimmen den Leser schon auf eine richtig schöne Fantasygeschichte ein.

Auch die Aufmachung des Inhalts kann sich sehen lassen.
Auch die Aufmachung des Inhalts kann sich sehen lassen.

Einziger Haken an dem Ganzen ist der große Umfang des Buches. Nachdem ich auch diese Ausgabe primär in der S-Bahn lesen werde, habe ich da die nächste Zeit ordentlich was zu schleppen. Allerdings bin ich da schon gut in Übung. Horcynus Orca und Das Schiff des Theseus habe ich auch schon in den Öffentlichen gelesen und am Ende ging das eigentlich ziemlich gut, weil ich die meiste Zeit dann doch irgendwo sitze oder lehne.

Das Buch ist natürlich ein ziemlich großer Brocken.
Das Buch ist natürlich ein ziemlich großer Brocken.

Wem ich nun Lust auf ein so schönes Buch gemacht habe, den kann ich nur empfehlen einmal auf Annas Webseite oder auf ihrer Ebay Seite vorbei zu schauen. Alleine schon nur zum Stöbern ist das schon ein Vergnügen. Auch preislich könnt ihr euch so ein Bild machen und findet auch auf Annas Webseite ein paar Preisbeispiele. Super günstig ist das Vergnügen natürlich nicht, aber an die Prachtausgabe vom Klett-Cotta Verlag kommt ihr bei Weitem nicht heran. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt auf jeden Fall, wobei natürlich klar ist, dass so etwas wohl nur Liebhaber schöner Bücher anspricht und nur für solche auch interessant ist. Zu der Gattung gehöre ich natürlich und so habe ich nun die nächste Zeit meinen Genuss und mein Vergnügen. Und auch darüber hinaus, denn ich spaziere gerne an meinem Bücherregal vorbei und nehme immer wieder das ein oder andere Schmuckstück zur Hand, um darin zu blättern und mich an die schönen Lesestunden zu erinnern.

Das ist sie, meine Prunkausgabe von Herr der Ringe mit dunkelrotem Schuber und allem, was ich mir so wünsche.
Das ist sie, meine Prunkausgabe von Herr der Ringe mit dunkelrotem Schuber und allem, was ich mir so wünsche.

© by Tobias Zeising

Movie Monday: »Der Hobbit« und »Der Herr der Ringe«

15. Juli 2016

Die Hobbit Presse im Netz

15. Juli 2016