Hier kommt der erste Beitrag aus unserer »Mach mit-Aktion«. Maria Tombasova hat ihn für die Leser von www.hobbitpresse.de verfasst.
Über Menschen und andere Wesen, oder die 10 Dinge, die ich dazu gelernt habe
Es gibt Autoren, die scheinen dich zu verstehen, wie alte Freunde. Und es gibt Bücher, die dir aus der Seele sprechen, die dich aus der »normalen« Welt mitreißen und in eine andere Realität entführen. Diese Bücher kann (und soll) man in jedem Alter lesen, denn sie sind voller Schätze, die uns zuerst verborgen bleiben, doch mit jedem Jahr, mit jedem Ereignis in unseren Leben reifen wir heran, und unser Blick wird klarer und klarer in Bezug auf das, was zwischen den Zeilen steht.
Tolkien gehört für mich definitiv dazu. Und neulich bin ich auf den »Herrn der Ringe«, »Hobbit« und »Silmarillion« gestoßen. Nicht dass ich das nicht schon zumindest einmal gelesen hatte (mit Ausnahme des »Silmarillion«), aber dennoch hat es mich plötzlich interessiert, es wieder zu lesen. Mister Tolkien war genauso wie ich ein Philologe, und vielleicht war mein Interesse rein beruflicher Art. Seine Helden und seine glorreichen Geschichten beruhten auf den Sprachen, die er zuerst erfunden hat. Ich knie nach wie vor nieder (wie Millionen anderer Fans weltweit) vor sowie Vorstellungsvermögen und Phantasie und Komplexität. Nicht umsonst zählen seine Werke zu den besten Büchern des vergangenen Jahrhunderts.
Doch alles Geniale ist simpel und auch die scheinbar für Kinder geschriebene Erzählung »Der Hobbit, oder Hin und wieder zurück« enthält für mich Weisheiten, die mit den ganz Großen dieser Welt ruhig mithalten können. Wir müssen nur genauer hinschauen. Und das ist meine persönliche Auswahl an Weisheiten, die ich nach (einem bewussterem) Lesen des »Hobbit« für mich entdeckt habe:
1. Galadriel: »Mithrandir! Wieso der Halbling?«
Gandalf: »Ich weiß es nicht. Saruman ist der Meinung, dass nur große Macht das Böse fern halten kann, aber ich habe anderes erfahren. Ich finde, es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten. Einfache Taten aus Güte und Liebe. Warum Bilbo Beutlin? Vielleicht, weil ich mich fürchte und er mir Mut verleiht.«
Die Macht der kleinen Dinge also. Wir können nicht die Welt retten, aber wir können sehr wohl einem einzigen Menschen helfen, der uns nah steht. Die Reise aus Tausend Meilen beginnt mit einem Schritt – so ist es doch.
2. Bilbo: »Ich habe noch nie im Leben ein Schwert geführt.«
Gandalf: »Und ich hoffe, das wirst du auch nicht. Und denke daran: Wahrer Mut bedeutet nicht, Leben nehmen zu können, sondern es zu bewahren.« Zu zerstören ist so einfach. Ein Wort reicht, um zu verletzen. Eine üble Tat reicht, um Vertrauen für immer zu brechen. Geschweige denn anderes. Aber es wieder aufzubauen nimmt oft Jahre und Jahrzehnte und Jahrhunderte. Nur der Stärkere wird den Schwächeren beschützen, weil er ihn respektiert.
3. Manchmal bedeutet der Mut, die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Weil man die Wahrheit für richtig, wahrhaftig und rein hält.
4. Bilbo: »Versprichst du mir, dass ich wiederkomme?«
Gandalf: »Nein – und wenn doch, wirst du ein anderer sein.«
Niemand ist als der Gleiche von einer Reise zurückgekehrt. Reisen bildet. Formt. Entwickelt. Und es gibt keine Garantie für Nichts auf der Welt.
5. Bilbo: »Halt – Stopp! Wir müssen zurück, ich habe mein Taschentuch vergessen.«
Du hast alles was du brauchst bei dir, um große Taten zu vollbringen. Start where you are. Use what you have. Do what you can. Auch wenn du dein Taschentuch zuhause im Beutelsend vergessen hast. Es wird nie, nie, nie »der perfekte Moment« mit perfekten Bedingungen sein. Du bist jetzt schon bereit! Handle!
6. Gandalf: »Ich sollte das 14. Mitglied für diese Unternehmung finden und ich habe mich für Herrn Beutlin entschieden. In ihm steckt mehr als Ihr erahnen könnt – und noch einiges mehr als er selber ahnt.«
Manchmal beurteilen wir das Buch nach seinem Cover – und begehen dabei einen Fehler. Man sollte nie an einem anderen zweifeln, und bevor man etwas über den anderen denkt, sollte man nicht so rasch mit dem Urteil sein. Noch öfter glauben wir an unsere eigenen Kräfte und Möglichkeiten nicht. Wir ahnen nicht, was in uns steckt. Man sollte nie den Glauben an sich selbst verlieren und schon gar nicht an das Gute in Menschen. Oder eben an Hobbits.
7. Thorin Eichenschild: »Wenn mehr von uns Heiterkeit, gutes Tafeln und klingende Lieder höher als gehortetes Gold schätzen würden, so hätten wir eine fröhlichere Welt.«
Zuhause, Familie, Freunde und Heimat sind mehr wert – bzw. außerhalb aller Werte – als alle Schätze dieser Welt. Die Menschen machen das Leben aus, und nicht das ständige Rennen nach dem Erfolg, der, Karriere, dem Konsum, materiellen Reichtümern, Geld und Macht.
8. Gandalf: »Die Welt liegt nicht in deinen Büchern und Karten. Sie liegt dort draußen!«
Das heißt für mich, höre auf zu träumen, und fange an, zu tun, zu unternehmen, es zu verwirklichen. Für unsere heutige Gesellschaft passt auch: Die Welt liegt nicht in sozialen Netzwerken, sie liegt dort draußen!
9. Bilbo: »Lache nie über einen Drachen, solange er noch lebt, Bilbo, du Trottel.«
Man sollte etwas zu Ende führen und sich erst dann zum Ergebnis äußern. Nicht zu voreilig.
10. Bilbo: »So kommt Schnee auf Feuer, und selbst Drachen finden ihr Ende.«
Nach einer Nacht kommt der Morgen, und dann der Tag – so viel ist sicher. Und selbst die größten und mächtigsten Hindernisse, Gefahren und Schwierigkeiten weichen vor dem Neuen. Man muss nur Courage haben, diesen Moment abzuwarten und niemals die Hoffnung zu verlieren.
© by Maria Tombasova